Wenig überrascht stellen wir fest, dass die Juso-Hochschulgruppe – unterstützt vom SDS – sich dafür ausspricht, die Schriften von Prof. Patzelt nicht mehr an unserer Universität zu behandeln, weil der Professor den Jusos nicht passt. Dies ist eine bemerkenswerte Auffassung davon, was vielfältige und unabhängige Lehre ausmachen soll.
Natürlich werden seitens der Jusos auch Argumente für diesen Vorstoß angeführt. So hat Prof. Patzelt eine Rede auf dem Deutschen Burschentag gehalten – für eine Jugendorganisation, in deren Augen jede Studentenverbindung und jede Burschenschaft rechtsextrem und rückständig ist und unverzüglich vom Studium ausgeschlossen gehört (keine Universität für „Burschis“ und „Chauvis“) ist das natürlich unverzeihlich. Da war es dann auch nicht mehr notwendig, sich den Inhalt besagter Rede einmal anzuschauen, ansonsten hätten sie die „stramm rechten“ Zitate wie „Was den Deutschen an Unrecht geschah, ist Folge des Unrechts, das die Nationalsozialisten zuerst taten.“ oder auch „Das dreifache ‚Nie wieder’ zu Diktatur, Angriffskrieg und Völkermord muss also ein Anker deutscher Kultur bleiben.“ wohl selbst gefunden. Dass Prof. Patzelt sich auch in anderen Reden gegen Extremismus ausspricht (etwa zur Bücherverbrennung während der nationalsozialistischen Diktatur) und diesen als gefährlich bezeichnet, wird von den Jusos selbstverständlich ebenfalls ignoriert. Denn er hat sich weiterer Verbrechen schuldig gemacht: Er hat es gewagt, eine Untersuchung zu PEGIDA zu veröffentlichen, und nicht nur das: Er hat auch noch hineingeschrieben, dass es sich bei den Demonstranten nicht bei allen um Rechtsradikale handelt. Für die Jusos reicht dies aus, um ihm Propaganda für PEGIDA und rassistisches Gedankengut vorzuwerfen – genauer belegt wird dieser schwere Vorwurf natürlich nicht. Eine Diskussion mit Prof. Patzelt, die dieser mehrfach vorgeschlagen hatte, wird seitens der Jusos ebenfalls abgelehnt: Dadurch gebe man dem Professor nur eine Bühne, um seine „Propaganda“ weiter zu verbreiten und überhaupt sei jede Replik von Prof. Patzelt nichts weiter als eine Verspottung der StudentInnen. So kann man sich natürlich bequem jeder Verteidigung der eigenen Ansichten entziehen.
Nun kann man natürlich mit fundierten Argumenten Patzelts Standpunkte samt und sonders ablehnen. Man kann seine Studien über PEGIDA ebenso verurteilen wie seine Interviews mit RT Deutschland. Aber was für eine verdrehte Auffassung von pluralistischer Lehre muss man haben, um deswegen jede wissenschaftliche Arbeit des Professors aus der universitären Lehre entfernen zu wollen? Wie beeinflussen denn die Äußerungen, die Prof. Patzelt jetzt getätigt hat, die Arbeiten, die bereits seit Jahren existieren? Erhalten sie plötzlich nationalsozialistischen Inhalt? Das Textbeispiel der Juso HSG zu Patzelts Repräsentationsverständnis lässt vielmehr bei den jungen Sozialisten tief blicken. Wer es für Vulgärpluralismus hält, dass Repräsentanten auch unterhalb der Wahlperiode responsiv auf die Interessen in der Bevölkerung eingehen, zeigt ein stark verzerrtes Selbst- und Weltbild oder versteht das Prinzip der Repräsentation im Ganzen nicht. Die Liberale Hochschulgruppe sieht hier dringenden Bedarf an Nachhilfe (unsere Empfehlung: Patzelts Habilitationsschrift Abgeordnete und Repräsentation. Amtsverständnis und Wahlkreisarbeit)
Ist es nicht vielmehr so, dass die Jusos in letzter Konsequenz nur den ProfessorInnen die Gnade der Anerkennung zu gewähren gedenken, die mehr oder weniger den gleichen Standpunkt mit ihnen teilen? Das mag für die Jusos den Ansprüchen des „kritischen Denkens“ genügen, die Liberale Hochschulgruppe sieht darin jedoch eine unvertretbare Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit und der Lehre. Nichts von dem, was die Jusos Prof. Patzelt vorwerfen, steht im Zusammenhang mit seiner Lehre. Hier wird lediglich ein Professor, dessen Auffassung der Juso-Hochschulgruppe nicht passen, unter dem Mantel fadenscheiniger Begründungen diffamiert. Noch dazu nehmen sich die Jusos das Recht heraus, Professoren, die nicht ihre Linie vertreten, aus der Lehre entfernen zu wollen. Dabei gehört es gerade zum Studium dazu, sich auch mit Auffassungen auseinanderzusetzen, die der eigenen vollkommen widersprechen. Die meisten StudentInnen sind dazu in der Lage, die Juso-Hochschulgruppe lernt das bestimmt auch noch.
Die Liberale Hochschulgruppe spricht sich daher eindeutig dafür aus, dass auch weiterhin die Schriften von Prof. Patzelt gelehrt werden dürfen. Darüber, was wissenschaftlich gehaltvoll ist, sollten diejenigen entscheiden, die bereits bewiesen haben, dass sie sich in der wissenschaftlichen Welt auskennen. Wer es später zum Professor bringt und immernoch der Meinung ist, Patzelt sei Teufelszeug, darf ihn gerne aus seinem persönlichen Lehrplan streichen. Alles andere ist eine erhebliche Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit die ganz offensichtlich nur ideologisch begründet wird, getreu dem Motto: Was mir nicht passt, gehört verboten.
PS: Wo bleibt der Aufschrei, dass Politikstudenten jährlich Carl Schmitt und dessen Anhänger lesen müssen, obwohl dieser ja nicht zu Unrecht als Kronjurist des dritten Reiches bezeichnet wird?